Häufig gestellte Fragen

Jürgen Lüthje, Erich Saling und Monika Schreiber

 

Inhalt

 

Fragen zur Selbstmessung des vaginalen pH-Wertes

Fragen zu Bakterien und Infektionen

Fragen zu Fehl- und Frühgeburten

Fragen zum Frühen Totalen Muttermund-Verschluss (FTMV)

Allgemeine Fragen

 

Fragen zur Selbstmessung des vaginalen pH-Wertes

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Warum Selbstvorsorge in der Schwangerschaft?

Für die meisten Frauen ist die Schwangerschaft ein sehr erfreuliches Ereignis. Doch trotz umfassender Vorsorge werden heute immer noch zu viele Babys zu früh geboren. Mit der Frühgeburtlichkeit gehen dann oft zahlreiche, zum Teil beträchtliche Probleme in der Säuglingsperiode und auch später einher. Wichtige Anzeichen auf Störungen, die unbehandelt möglicherweise zu einer Frühgeburt führen, können durch gezielte Beobachtungen und Untersuchungen, die die Schwangeren zum Teil selbst zu Hause vornehmen können, rechtzeitig erkannt werden. Diese Beobachtungen und Untersuchungen sind Teil der von uns entwickelten Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere, die seit 1993 mit sehr guten Ergebnissen durchgeführt wird. Die Selbstvorsorge-Aktion ist eine zusätzliche Maßnahme zu den regelmäßigen frauenärztlichen Vorsorgemaßnahmen im Rahmen der Mutterschaftsrichtlinien.

Eine der häufigsten Ursachen der Frühgeburtlichkeit ist die oft zunächst unbemerkte Vermehrung infektionsauslösender Bakterien in der Scheide. Normalerweise halten sich die Keime in der Scheide im Gleichgewicht, wobei die Milchsäurebakterien stark überwiegen und für den sauren pH-Wert (normale pH-Werte sind kleiner oder gleich 4,4) sorgen. Dieser natürliche Schutz sorgt dafür, dass sich krankmachende Keime nicht so leicht ausbreiten können und dann in die Gebärmutter aufsteigen und dort Wehen oder einen vorzeitigen Blasensprung und damit eine Frühgeburt auslösen können. Durch frühzeitiges Erkennen eines verringerten Säuregehaltes (pH-Anstieg) der Scheidenflüssigkeit und darauf folgender Behandlung der Ursachen, kann das Risiko einer Frühgeburt häufig gesenkt werden. Die Messung macht allerdings keine Aussage darüber, ob tatsächlich eine Infektion besteht oder nicht.

Um Störungen des Säuregehaltes frühzeitig zu erkennen, führen Frauen im Rahmen der Selbstvorsorge-Aktion selbst eine Messung des Säuregehaltes (pH-Wert-Messung) der Scheidenflüssigkeit durch. Diese Messung ist einfach und ungefährlich. Sie wird mit Hilfe von Messhandschuhen durchgeführt, indem der Zeigefinger in die Scheide eingeführt wird. Auf der Zeigefingerspitze des Handschuhes ist ein Messfeld aufgetragen, das entsprechend des Säuregehaltes der Scheidenflüssigkeit seine Farbe ändert. Anhand einer Vergleichsskala kann dann der Säuregehalt (pH-Wert) abgelesen werden. Ist dieser Wert zu hoch (zu niedriger Säuregehalt) sollte die/der behandelnde Frauenärztin/­arzt aufgesucht werden, um die Ursache für die pH-Erhöhung abklären und sich ggf. behandeln zu lassen. Wie die Messungen vorgenommen werden und bei welchen Warnhinweisen die Schwangere umgehend ihren Frauenarzt / ihre Frauenärztin aufsuchen sollte, wird im Informationstext ausführlich erklärt.

Wollen Sie an der Selbstvorsorge-Aktion teilnehmen?

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Was tun bei erhöhten pH-Werten?

Frage: Muss ich bei einem erhöhten pH-Wert sofort zu meiner Ärztin gehen?

Antwort: Wenn der pH-Wert einmal nicht im Normalbereich ist, besteht noch kein Grund zur Beunruhigung. Er kann z. B. nach dem Geschlechtsverkehr durch die Samenflüssigkeit verändert sein. Deshalb sollte der pH-Wert nicht innerhalb von 12 Stunden danach gemessen werden, es sei denn, Sie haben Kondome verwendet. Das Testpapier könnte auch mit Urinresten (Urin kann ganz unterschiedliche pH-Werte haben), Schweiß oder Wasser in Berührung gekommen sein.

In jedem Falle wiederholen Sie bitte bei einem auffälligen Ergebnis die Messung einige Stunden später oder am nächsten Morgen. Sollte der pH-Wert dann immer noch nicht im Normalbereich sein, heißt das nicht unbedingt, dass Sie (schon) eine Infektion haben. Aber Sie sollten so bald wie möglich einen Termin bei Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt vereinbaren, damit der Ursache der pH-Wert-Erhöhung nachgegangen werden kann.

Von bisher ca. 10 000 teilnehmenden Frauen haben einzelne berichtet, dass sie ständig erhöhte pH-Werte hatten, ohne dass ihre Ärztin / ihr Arzt ansonsten etwas Auffälliges finden konnte. Diesem Phänomen muss noch wissenschaftlich nachgegangen werden, was aber schwierig ist, u. a. da es so selten vorkommt. Bei einigen Frauen könnte z. B. eine erhöhte Sekretion von Schleim aus dem Muttermund die Ursache sein und zu einer Neutralisation der Milchsäure führen. Sollten bei Ihnen über einen längeren Zeitraum hinweg und bei engmaschigen Kontrollen durch Ärztin/Arzt zwar ständig erhöhte pH-Werte vorliegen, ansonsten aber immer mikroskopisch ausreichend Laktobazillen nachweisbar sein und weder Infektionen noch andere Auffälligkeiten auftreten (z. B. Veränderungen des Muttermundes oder erhöhte Wehentätigkeit), dürfte das kein Grund zur Beunruhigung sein.

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Infektion trotz normalem pH

Frage: Bei mir wurde eine Scheideninfektion diagnostiziert, obwohl der pH-Wert immer in Ordnung war. Wie zuverlässig sind die Handschuhe?

Antwort: Mit den Handschuhen messen Sie nur den pH-Wert (und nicht, ob Sie eine Infektion haben oder nicht)!

Wenn die Scheidenflüssigkeit sauer genug ist, dann bedeutet das, dass Milchsäurebakterien in ausreichender Zahl vorhanden sind. Diese Bakterien unterstützen (durch Produktion von Milchsäure und anderen Stoffen, z. B. H2O2) das körpereigene Abwehrsystem gegen andere, möglicherweise krankheitserregende Bakterien. Denn viele infektionsauslösende Bakterien können in diesem Milieu nicht so gut wachsen und aktiv werden.
Das trifft aber leider nicht für alle Krankheitserreger zu. Vor allem Pilze (die aber in der Regel keine Frühgeburten auslösen), aber z. B. auch Chlamydien, Streptokokken oder E. coli können bei normalen vaginalen pH-Werten noch gedeihen. Die vaginale pH-Messung ist daher kein vollkommener, aber ein sehr guter Schutz gegen infektionsbedingte Frühgeburten.

Neben der regelmäßigen pH-Messung sollten Sie auch auf die anderen, im Infomaterial der Selbstvorsorge-Aktion aufgelisteten Warnzeichen achten. Außerdem möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass die Selbstvorsorge-Aktion nur eine zusätzliche Maßnahme zur regelmäßigen Untersuchung durch Arzt/Ärztin oder Hebamme ist.

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Blasensprung und pH-Messung

Frage: Kann man mit der pH-Messung auch einen Blasensprung feststellen?

Antwort: Bei einem Blasensprung tritt das Fruchtwasser aus der Gebärmutter in die Scheide aus. Das Fruchtwasser ist im Vergleich zur Scheidenflüssigkeit deutlich basischer (nicht sauer). Die pH-Werte in der Scheide steigen daher stark an (auf ca. 7.0, was auf der Farbskala der Testhandschuhe der blauen Farbe entspricht). Sofern allerdings nur ein ganz kleiner Riss der Fruchtblase vorliegt und das Fruchtwasser nur tröpfchenweise austritt, kann es zu keiner oder nur zu einer sehr geringen Änderung des vaginalen pH-Wertes kommen.

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Farbe des Indikatorfeldes

Frage: Ich hatte öfter Schwierigkeiten beim Ablesen: Die Farbe, die die Messfläche anzeigte, konnte ich gar nicht auf der Farbskala finden. Kann man die Skala nicht verbessern?

Antwort: Die auf der Handschuhpackung abgebildete Farbskala zeigt die Farben, die die Messfläche bei den pH-Werten 4.0 - 4.4 - 4.7 - 5.0 - 5.3 - 5.5 - 5.8 und 7 annimmt. Dabei sind die (normalen) Werte 4.0 und 4.4 gelb/beige, ab 4.7 geht die Farbe in Richtung braun und schließlich zu dunkelblau (pH 7.0) über. Eine Farbskala ist immer ein Kompromiss. Wenn nach der Messung die Farbe des Indikatorfeldes z. B. zwischen den Feldern 4.7 und 5.0 liegt, dann wählen Sie den Wert, welcher der angezeigten Farbe am nächsten kommt.

Bei den älteren Versionen der Handschuhe war der Wert 7.0 (dunkelblau) nicht aufgeführt, er wurde aber bei den neuen Packungen jetzt aufgenommen (ein Wert von 7.0 kann z. B. auf einen Blasensprung oder auf eine sehr ausgeprägte Infektion hinweisen).

Wenn die Farbe der Messfläche hellgelb (also noch heller als der Wert 4,0) ist, besteht dagegen kein Grund zur Beunruhigung, ganz im Gegenteil: Ihr pH-Wert ist etwas niedriger als pH 4,0 (und damit außerhalb der Farbskala). Hier gilt: „Lieber zu sauer, als nicht sauer genug“!

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Lokalisation der Testfläche

Frage: Warum ist das Messfeld nicht auf der Spitze des Zeigefingers?

Antwort: Die Messung soll am Scheideneingang (ca. 2–3 cm tief) und nicht zu weit oben (also nicht am Muttermund) durchgeführt werden, da der aus dem Muttermund austretende Schleim alkalischer ist und den Messwert verfälschen könnte.

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Allergien

Frage: Ich habe eine Latex-Allergie. Kann ich die Handschuhe trotzdem verwenden?

Antwort: Die Handschuhe enthalten kein Latex (das in vielen Gummihandschuhen enthalten ist), sondern bestehen aus Polyethylen (PE), das sehr allergenneutral ist. Auch eine Allergieentwicklung auf die Substanzen der Indikatorfläche ist unwahrscheinlich, da die Farbstoffe extrem schwer löslich an das Papier gebunden sind (durch sog. „kovalente Bindungen“, wie Chemiker das bezeichnen) und dadurch unter den in der Scheide herrschenden Bedingungen nicht herausgelöst werden können.

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Warum nicht Fingerlinge?

Frage: Es ist doch eigentlich Verschwendung, für diese Messung einen ganzen Handschuh zu verwenden. Warum wird die Messfläche nicht einfach auf einen Fingerling aufgeklebt? Das wäre doch kostengünstiger und umweltschonender!

Antwort: Die Messfläche wird auf (im Massenverfahren hergestellten) Einmal-Handschuhe aufgeklebt. Das Aufbringen der Indikatorfläche auf übliche Fingerlinge wäre erheblich kostenintensiver.

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Messung mit Indikatorpapier

Frage: Warum misst man nicht einfach mit Indikatorpapier, das ist doch viel billiger?

Antwort: pH-Werte werden zwischen 0 und 14 angegeben. Der für die Diagnostik von vaginalen Störungen interessierende pH-Bereich ist relativ klein: 4,0–4,4 ist normal und 4,7 oder darüber ist schon auffällig (werden die Werte apparativ und damit genauer gemessen, sind sogar Werte über 4,2 schon auffällig). Viele pH-Papiere zeigen in diesem Bereich nur geringe Farbänderungen, z. B. von olivgrün zu geringfügig dunklerem olivgrün. Das Ablesen wäre dadurch mit einer erheblichen Fehlerquelle behaftet oder gar nicht möglich. Das gilt erst recht für Lackmuspapier, dieses wird lediglich zur Differenzierung zwischen sauer und alkalisch – also pH unter oder über 7,0 – verwendet.

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Mein Arzt rät von einer pH-Selbstmessung ab

 Frage: Mein Frauenarzt hat mir von einer Teilnahme abgeraten. Er sagte, die Messung bringe nichts und würde mich nur beunruhigen, außerdem würden die regelmäßigen ärztlichen Kontrollen reichen.

Antwort: Das Wichtigste in der Schwangerenvorsorge sind natürlich die regelmäßigen ärztlichen Kontrollen. Dadurch lassen sich Störungen häufig rechtzeitig erkennen. Aber in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln gehen Sie in der Regel nur einmal pro Monat zur Schwangeren-Vorsorgeuntersuchung. Die Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere mit der 2-mal wöchentlich durchgeführten Messung des vaginalen pH-Wertes durch Sie selbst bietet einen zusätzlichen Schutz. So können Störungen des vaginalen Milieus unvergleichlich früher erkannt (und ggf. behandelt) werden, als dies durch die ärztlichen Standarduntersuchungen überhaupt möglich ist. Den Erfolg dieser zusätzlichen Maßnahme zeigen sowohl unsere als auch die von Prof. Hoyme und anderen erzielten Ergebnisse. Manche Ärzte fordern aber für einen Wirksamkeitsnachweis sogenannte „randomisierte Studien“. Das sind Studien, bei denen per Zufall ein Teil der Teilnehmerinnen in die Behandlungsgruppe und die anderen in die Kontrollgruppe eingeteilt werden. Prof. Saling ist allerdings der Meinung, die bisherigen Ergebnisse seien so überzeugend, dass man es ethisch nicht vertreten könnte, ungefähr jeder zweiten Frau (den Frauen in der Kontrollgruppe) bei erhöhten vaginalen pH-Werten eine Behandlung vorzuenthalten. Auch liegen inzwischen Ergebnisse einer Krankenkasse (der KKH) vor, dass bei ihren versicherten Schwangeren, die pH-Selbstmessungen vorgenommen hatten, die Rate der sehr früh geborenen Kinder um mehr als 40 % niedriger lag.

Die Annahme Ihres Arztes, dass die Selbstmessungen zu einer unnötigen Beunruhigung führen könnten, ist unbegründet. Bei einer Befragung von 758 Frauen, die an der Selbstvorsorge-Aktion teilnahmen, fanden 94 % den Messvorgang einfach und nicht belastend. 99 % beurteilten die Maßnahme als sinnvoll und/oder hatten das Gefühl, etwas Nützliches für sich und ihr Kind zu tun. Einige Frauen haben ausdrücklich geschrieben, wie beruhigend sie die Messungen fanden. Vielleicht sprechen Sie noch einmal mit Ihrem Arzt und geben ihm unsere Internet-Adresse, er kann aber ggf. auch gerne bei uns nachfragen.

Ein anderes Argument, das manche Ärzte gegen die vaginale pH-Selbstmessung ins Feld führen, ist die Sorge, Keime könnten durch die Messung „nach oben verschleppt“ werden. Lesen Sie dazu bitte die Frage „Keimverschleppung durch die Messung?“.

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Kostenübernahme durch die Krankenkasse

Frage: Warum werden die Kosten für die Handschuhe nicht von der Krankenkasse übernommen?

Antwort: Die Leistungen, die Krankenkassen für Ihre Versicherten erbringen dürfen, sind gesetzlich geregelt. Eine Krankenkasse darf nicht einfach Kosten für eine bestimmte Behandlung oder Maßnahme erstatten, sondern nur, wenn diese im Leistungskatalog aufgeführt ist.

Bevor neue Maßnahmen oder Behandlungsansätze (wie die Selbstvorsorge-Aktion oder z. B. auch Akupunktur) von den Krankenkassen finanziert werden können, muss der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen diese überprüfen.

Im Vorfeld können die neuen Maßnahmen im Rahmen von Modellprojekten probeweise eingesetzt werden. Die betreffende Krankenkasse muss dazu einen Antrag bei ihrer Aufsichtsbehörde stellen und das Projekt wissenschaftlich begleiten lassen. Nach Abschluss des Modellprojektes werden die wissenschaftlichen Ergebnisse dem Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen – zwecks Einbeziehung in seine Prüfung – zugeleitet.

In den letzten Jahren wurden und werden von den Krankenkassen mehrere Modellprojekte mit dem von Prof. E. Saling entwickelten Selbstvorsorge-Programm für Schwangere durchgeführt. Es empfiehlt sich ggf. bei der zuständigen Krankenkasse nachzufragen.

Fragen zu Bakterien und Infektionen

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Was sind „Milchsäurebakterien“?

Frage: Was sind „Milchsäurebakterien“?

Antwort: Eigentlich sollte besser der Ausdruck „milchsäurebildende Bakterien“ benutzt werden (lateinisch: Lactobacilli). Vereinfachend wird jedoch häufig von „Milchsäurebakterien“ gesprochen. Es handelt sich dabei um eine große Gruppe von Bakterien, die Milchsäure produzieren. Einige dieser Bakterienstämme sind in Milchprodukten enthalten (z. B. Joghurt), oder sie leben natürlicherweise im menschlichen Darm und in der Vagina. In der Vagina bilden sie normalerweise den weit überwiegenden Teil der dort vorkommenden Bakterien und bewirken durch die von ihnen gebildete Milchsäure, dass die Flüssigkeit in der Scheide sauer ist. Durch diese Säure werden viele andere, möglicherweise infektionsauslösende, Erreger in ihrem Wachstum oder ihrer Aktivität gehemmt. Neben Milchsäure produzieren diese Bakterien häufig auch andere Stoffe, z. B. Sauerstoff und Wasserstoffperoxid (H202), die ebenfalls hemmend auf andere Bakterien wirken.

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Vorbeugende Lactobacillus-Gaben?

Frage: Kann ich auch vorbeugend regelmäßig Lactobacillus-Präparate oder ein ansäuerndes Präparat verwenden?

Antwort: Von einer Selbstmedikation würden wir eher abraten. Solange Ihr vaginaler pH-Wert in Ordnung ist, und Ihre Ärztin / Ihr Arzt auch im mikroskopischen Nativpräparat nichts Auffälliges sieht, ist davon auszugehen, dass bei Ihnen Milchsäurebakterien in ausreichender Zahl vorhanden sind. Eine Gabe von Lactobacillus- oder säurehaltigen Präparaten ist dann unnötig.

Wenn dagegen der pH-Wert auffällig ist, muss auf jeden Fall von ihrer Ärztin / ihrem Arzt versucht werden die Ursache herauszufinden. Eine regelmäßige Gabe von z. B. säurehaltigen Präparaten würde dann ggf. zu „normalen“ Werten führen, ohne dass die eigentliche Ursache festgestellt worden wäre.

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„Keimverschleppung“ durch die Messung?

 Frage: Meine Frauenärztin hat mir von einer Teilnahme abgeraten, da es durch die Nutzung der Handschuhe zum Einbringen von Keimen in die Scheide kommen könnte. Wie kann man das Risiko vermeiden, bzw. wie können Sie garantieren, dass die Handschuhe bei sachgemäßer Benutzung keimfrei sind?

Antwort: Die Handschuhe sind hygienisch verpackte Einmalhandschuhe. Außerdem sollten Sie vor dem Einführen des Testhandschuhs mit der anderen Hand die Schamlippen spreizen. Wesentlich „gefährlicher“ bezüglich Keimeinbringung und Keimverschleppung ist Geschlechtsverkehr (der Penis ist ja auch von Bakterien besiedelt) – und nur in ganz seltenen Fällen wird den Frauen während einer Schwangerschaft vom Geschlechtsverkehr abgeraten!

Aber auch die Scheide selbst ist nicht frei von Keimen, sondern es besteht meist ein Gleichgewicht zwischen „schützenden“ Milchsäurebakterien (die das Milieu sauer halten) und anderen, möglicherweise krankheitserregenden Keimen. Bei Geschlechtsverkehr (auch wenn ein Kondom benutzt wird) und auch bei der ärztlichen vaginalen Untersuchung mit Abtasten des Muttermundes besteht die Möglichkeit, dass Keime vom Scheideneingang nach oben zum Muttermund befördert werden.

Aber mit den Handschuhen messen Sie nur am Scheideneingang (ca. 2–3 cm tief in der Scheide). Für ein „Verschleppen“ von Keimen weiter nach oben mit ins Gewicht fallenden negativen Folgen spricht nach bisherigen Erfahrungen nichts. Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass es durch Anwendung der Testhandschuhe nicht zu einer Zunahme, sondern einer Abnahme der Frühgeburtenzahlen kommt!

Es ist aber auch wichtig, noch einmal zu betonen, dass Sie mit den Messhandschuhen nur den pH-Wert messen, und nicht, ob tatsächlich eine Infektion vorliegt. Außerdem schützt ein saurer vaginaler pH-Wert leider nicht vor allen Infektionen (siehe Frage „Infektion trotz normalem pH-Wert“).

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Wiederholte vaginale Infektionen

Frage: Ich habe sehr häufig vaginale Infektionen, die immer wieder mit Zäpfchen und Antibiotika behandelt werden müssen. Was kann ich noch tun?

Antwort: Die Infektionsanfälligkeit im allgemeinen wie auch die der Scheide kann in der Schwangerschaft durch hormonelle Veränderungen und andere Umstände erhöht sein. Z. B. begünstigt ein warm-feuchtes Klima unter Luftabschluss das Wachstum von Hefepilzen (Candida).
Allgemein vorbeugende Maßnahmen: Tragen Sie keine eng anliegende Kleidung und keine Slipeinlagen mit Kunststoff-Folie. Bevorzugen Sie Wäsche aus Naturfasern, am besten Baumwolle. Führen Sie keine Scheidenspülungen durch und bringen Sie keine Substanzen (Spray, Gel usw.) in die Scheide ein, es sei denn, diese sind ärztlich verordnet.

Bei rezidivierenden vaginalen Infektionen, insbesondere Pilzinfektionen und Bakterieller Vaginose kann eine lokale desinfizierende Behandlung mit einem Octenidin-Präparat besser sein als eine systemische Antibiotika-Therapie, da sie die Darmflora weniger beeinträchtigt.

Da Frauen mit H2O2-produzierenden Laktobazillen ein geringeres Risiko haben, eine Bakterielle Vaginose zu entwickeln als Frauen, deren Laktobazillen kein H2O2 produzieren, kann bei wiederholten vaginalen Infektionen auch die Erhebung eines Vaginalstatus und dann eine entsprechende spezifische Therapie angezeigt sein.

Als prophylaktische Maßnahme, insbesondere bei wiederholten Bakteriellen Vaginosen, kommt auch eine sog. „Impfung“ mit Gynatren® bzw. SolcoTrichovac® in Frage. Die Medikamente richten sich gegen abnorme Lactobacillus-Stämme und beeinträchtigen die physiologische Lactobacillus-Flora nicht, sondern führen im Gegenteil meist zu einer Erholung der physiologischen Flora. Wir konnten damit bei zahlreichen Frauen eine deutliche Abnahme der Rezidivhäufigkeit erzielen – einige Frauen scheinen auf diese Behandlung allerdings nicht befriedigend anzusprechen.
Die genannten Medikamente sollten nur angewendet werden, wenn keine Schwangerschaft besteht, da bislang keine ausreichende Erfahrung über eine Anwendung in der Schwangerschaft vorliegt. Die Kosten werden in der Regel nicht von den Krankenkassen getragen.

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Bakterien im Urin

Frage: Meine Frauenärztin hat Bakterien im Urin festgestellt und mir daraufhin ein Antibiotikum verschrieben. Ich habe aber keinerlei Beschwerden. Ist das nicht eine unnötige Belastung mit Antibiotika?

Antwort: Nein, keineswegs. Eine Infektion der Harnwege in der Schwangerschaft, auch wenn die Infektion noch keinerlei Beschwerden macht, kann sowohl für die Mutter als auch für das Kind kritisch werden. Zum einen steigen die Erreger aus der Harnblase leichter über die Harnleiter in die Nieren auf, da die Harnleiter – hormonell bedingt – in der Schwangerschaft etwas erweitert sind. Dadurch kommt es leicht zu Nierenbeckenentzündungen. Zum anderen ist das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt bei Harnwegsinfekten deutlich erhöht – und das gilt auch für Infektionen, die noch keine Beschwerden verursachen. Deshalb wird der Urin im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig untersucht und bei Bedarf mit einem Antibiotikum behandelt.

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Untersuchung auf Scheideninfektionen schon vor der Schwangerschaft

Frage: Ich hatte letztes Jahr eine infektionsbedingte Frühgeburt. Wir planen eine neue Schwangerschaft. Mir hat jemand geraten, mich schon vor der nächsten Schwangerschaft auf Infektionen untersuchen zu lassen. Halten Sie das für sinnvoll?

Antwort: Ja, das kann durchaus sinnvoll sein, denn Untersuchungen haben gezeigt, dass Frühgeburten umso häufiger auftreten, je früher in der Schwangerschaft eine Störung der Scheidenflora vorlag. Außerdem können vor einer Schwangerschaft weit mehr Antibiotika eingesetzt werden, während beim Vorliegen einer Schwangerschaft nur einige in Frage kommen (siehe auch „Antibiotika in der Schwangerschaft“). Natürlich muss dann auch während der Schwangerschaft regelmäßig untersucht werden.

Darüber hinaus könnte bei Ihnen, falls sich bereits wiederholte Spätaborte oder frühe Frühgeburten ereignet haben, ein Früher Totaler Muttermund-Verschluss in Betracht kommen. Bitte besprechen Sie dies mit ihrer Ärztin bzw. ihrem Arzt.

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Zahnfleischentzündung und Frühgeburten

Frage: Ich habe gehört, dass auch Zahnfleischentzündungen zu Frühgeburten führen können. Stimmt das?

Antwort: Der Zusammenhang zwischen Zahnfleischentzündungen und einem vermehrten Auftreten von Frühgeburten ist schon länger bekannt. Es wurde allerdings diskutiert, ob eine Zahnfleischentzündung tatsächlich die Ursache für eine Frühgeburt ist oder ob z. B. eine Störung des Immunsystems vorliegt, die beides begünstigt. Diese Diskussionen entstanden u. a. deshalb, weil in einigen Studien durch eine Behandlung von Zahnfleischentzündungen die Anzahl der Frühgeburten nicht signifikant verringert werden konnte. Aber in einer Studie von Jeffcoat (2010) wurde genauer betrachtet, ob die Zahnfleischentzündung nicht nur behandelt, sondern auch erfolgreich behandelt wurde. Das Ergebnis: Durch eine erfolgreiche Therapie konnte die Rate von Frühgeburten deutlich gesenkt werden. Auch wenn noch nicht alle Fragen in diesem Zusammenhang abschließend geklärt sind, kann man daher Folgendes empfehlen: Entzündungen des Zahnfleisches sollten behandelt werden (sofern möglich, sogar schon vor einer geplanten Schwangerschaft).

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Antibiotika in der Schwangerschaft?

Frage: Ich bin im dritten Monat schwanger, und mein Arzt hat mir ein Antibiotikum verschrieben, aber ich habe Sorge, dass dadurch das Kind geschädigt wird.

Antwort: In der Schwangerschaft ist tatsächlich Vorsicht in Bezug auf Medikamente geboten und man muss immer den Nutzen des Medikaments (bzw. die mögliche Gefahr, wenn es nicht genommen wird) gegen das mögliche Risiko für das Kind abwägen. Grundsätzlich sollten Antibiotika – insbesondere in der Schwangerschaft – nicht zu großzügig (auf keinen Fall in Bagatellfällen) eingesetzte werden, weil von ihnen auch die Vaginal- und Darmflora und damit auch die Immunsituation beeinträchtigt werden kann.

In vielen Fällen ist es allerdings nötig, ein Antibiotikum zu nehmen, und es gibt einige Antibiotika (z. B. Penicillin), die – auch in der Schwangerschaft – schon jahrelang verwendet werden, und bei denen es bislang keinerlei Hinweise auf eine mögliche Schädigung des Kindes gibt.

Wenn Sie Ihren Arzt auf Ihre Schwangerschaft hingewiesen haben, sollte er für Sie ein entsprechendes Medikament ausgewählt haben. Im Zweifel fragen Sie bitte noch einmal nach.

Ausführliche Informationen über Medikamente in der Schwangerschaft und Stillzeit hat das Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie zusammengestellt:
https://www.embryotox.de/

Fragen zu Fehl- und Frühgeburten

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Fehlgeburten zu Beginn der Schwangerschaft

Frage: Ich hatte schon 2 Fehlgeburten in der 8. und 10. Schwangerschaftswoche, ohne dass eine Ursache festgestellt wurde. Sollte ich in meiner nächsten Schwangerschaft den vaginalen pH-Wert messen? Was ist mit einem Muttermund-Verschluss?

Antwort: Fehlgeburten vor 12 vollendeten Schwangerschaftswochen werden von uns als „frühe“ Fehlgeburten angesehen. Obwohl in den ersten drei Monaten manchmal auch Infektionen als Ursachen für eine Fehlgeburt in Frage kommen, sind die Ursachen meist andere, z. B. dass das Kind nicht lebensfähig gewesen wäre (chromosomale Ursachen), hormonelle Störungen, oder anatomische Veränderungen an der Gebärmutter (z. B. Verwachsungen). Viele Frauen haben eine frühe Fehlgeburt (oft völlig unbemerkt, die Regel scheint dann nur etwas zu spät zu kommen) und häufig lässt sich dafür keine Ursache feststellen. Die meisten dieser Frauen können in der nächsten Schwangerschaft problemlos ein gesundes Kind bekommen. Bei wiederholten frühen Fehlgeburten (2–3 oder mehr) sollte aber unbedingt nach den Ursachen geforscht werden.

Ein Muttermund-Verschluss hilft in diesen Fällen nicht, da er vorrangig gegen infektionsbedingte Frühgeburten schützt (er wird auch erst nach 12 Schwangerschaftswochen durchgeführt).

Auch wenn eine Ursache für die frühen Fehlgeburten gefunden und adäquat behandelt wurde, sollten Sie den vaginalen pH-Wert in Ihrer nächsten Schwangerschaft auf jeden Fall messen, damit es im späteren Verlauf der Schwangerschaft nicht zu Störungen durch vaginale Infektionen kommt. Wir empfehlen grundsätzlich allen Schwangeren, an der Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere teilzunehmen.

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Frühgeburt trotz pH-Messung

Frage: Ich hatte eine Frühgeburt, obwohl ich immer regelmäßig den pH-Wert gemessen habe und dieser auch immer normal war.

Antwort: Frühgeburten können vielfältige Gründe haben, z. B. eine Ablösung des Mutterkuchens, das HELLP-Syndrom (eine sehr schwere Form der Gestose, der sog. Schwangerschaftsvergiftung), vaginale Infektionen oder auch unbehandelte Harnwegsinfektionen. Mit der regelmäßigen vaginalen pH-Messung erhalten Sie Hinweise auf Störungen des vaginalen Milieus, wodurch Sie ggf. eine vaginale Infektion rechtzeitig erkennen oder dieser sogar vorbeugen können.

Leider erkennen Sie mit der pH-Messung nicht alle vaginalen Infektionen (s. „Infektion trotz normalem pH-Wert“) und gegen andere Frühgeburtsursachen (s.o.) ist von der Messung leider kein Nutzen zu erwarten. Dennoch sollten Sie in Ihrer nächsten Schwangerschaft wieder den vaginalen pH-Wert überwachen. Die Messungen sind ein sehr nützlicher zusätzlicher Schutz zu den regelmäßigen ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen.

Wenn bei Ihnen (trotz pH-Messung) eine vaginale Infektion als Ursache der Frühgeburt festgestellt wurde, oder auch, wenn sich keine andere Ursache finden ließ, kommt bei der darauf folgenden Schwangerschaft ein Früher Totaler Muttermund-Verschluss für Sie in Betracht.

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Wiederholte Frühgeburten

Frage: Ich hatte schon zwei Frühgeburten (mit 26 und 23 Schwangerschaftswochen). Jetzt bin ich wieder schwanger. Kann ich noch zusätzlich zur pH-Messung etwas tun?

Antwort: Im Zeitraum zwischen 12 und 32 Schwangerschaftswochen (SSW) stellen aufsteigende genitale Infektionen die Hauptursache für Fehl- bzw. Frühgeburten dar und führen beispielsweise zu vorzeitigen Wehen oder einem vorzeitigen Blasensprung.

Bei Frauen, die bereits 2 oder mehr Fehl- oder Frühgeburten zwischen 12 und 32 SSW erlitten haben und bei denen eine Infektion als Ursache festgestellt wurde, oder bei denen sich keine andere spezifische Ursache feststellen ließ, empfehlen wir einen Frühen Totalen Muttermund-Verschluss. Durch den Muttermund-Verschluss wird ein Aufsteigen von Keimen aus der Scheide in die Gebärmutter durch die gesetzte Barriere verhindert (nicht so durch eine Cerclage). Nach erst einer Fehl- bzw. Frühgeburt in diesem Schwangerschaftszeitraum kann man anstatt eines „großen“ einen sog. „kleinen“ Totalen Muttermund-Verschluss erwägen.

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Wiederholungsrisiko einer Frühgeburt

Frage: Wie hoch ist das Risiko einer erneuten Frühgeburt?

Antwort: Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Es gibt zwar mehrere Untersuchungen hierzu, deren Ergebnisse sich aber zum Teil erheblich voneinander unterscheiden, z. B. ob das Schwangerschaftsalter in der die Fehl- oder Frühgeburt erfolgte berücksichtigt wurde oder ob zwischen „spontanen“ Frühgeburten und solchen, die ärztlich eingeleitet werden mussten, unterschieden wurde. Deshalb können wir nur einige allgemeine Angaben machen: Bereits nach einer Fehl- oder Frühgeburt in der Vorgeschichte ist das Risiko in der nächsten Schwangerschaft deutlich erhöht. Z. B. fand Prof. Künzel (1995) bei der Auswertung von 150 591 Schwangerschaften in Hessen folgende Risikofaktoren:

  • Eine vorangehende Fehlgeburt verdoppelt das Risiko einer Frühgeburt in der aktuellen Schwangerschaft.
  • Zwei vorangehende Fehlgeburten erhöhen das Risiko einer Frühgeburt 6,2-fach.
  • Eine vorangehende Frühgeburt erhöht das Risiko einer erneuten Frühgeburt 15,6-fach.

Nach zwei vorangegangenen Frühgeburten steigt das Risiko erheblich an, beispielsweise werteten McManemy und Mitarbeiter (2007) fast 20 000 Geburten in Missouri, USA, aus. Die durchschnittliche Frühgeburtenrate aller Schwangerschaften war 12,1 %. Wenn eine Frau zwei vorangegangene Kinder „reif“ (mit mehr als 37 Wochen) geboren hatte, hatte sie nur ein Risiko von 5 % dass das dritte Kind zu früh kommen würde. Dagegen hatten Frauen mit zwei vorangegangenen Frühgeburten ein durchschnittliches Risiko von ca. 40 %. Das Risiko variierte allerdings erheblich, je nachdem ob eine oder beide der vorangegangenen Frühgeburten sehr früh erfolgt waren (zwischen 21 und 31 Schwangerschaftswochen), oder ob die Frühgeburt „moderat“ war (zwischen 32 und 36 Schwangerschaftswochen). Bei zwei „moderaten“ Frühgeburten lag das Wiederholungsrisiko bei 38 %, bei zwei sehr frühen Frühgeburten in der Vorgeschichte allerdings bei 57 %. Andere Studien kommen zu etwas anderen Zahlen, aber allgemein kann man sagen, dass das Risiko mit der Zahl der vorangegangenen Fehl- oder Frühgeburten deutlich zunimmt und wahrscheinlich auch, je früher die Frühgeburt erfolgt waren. Aber natürlich muss man dabei berücksichtigen, dass diese Zahlen nur statistische Werte sind. Im Einzelfall müssen auch andere Faktoren berücksichtigt werden, vor allen natürlich, ob die Ursache der Frühgeburt behebbar ist oder nicht.

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Konisation

Frage: Ist nach einer Konisation das Risiko einer Frühgeburt erhöht?

Antwort: Ja, nach einer Konisation ist das Risiko einer Frühgeburt deutlich erhöht, insbesondere, wenn viel Gewebe entfernt worden ist. Das liegt wahrscheinlich daran, dass bei der Konisation sowohl Gewebe des Halteapparates des Gebärmutterhalses entfernt wird als auch die Zellschicht, die normalerweise für die Bildung des den Gebärmutterhals verschließenden Schleimpfropfes sorgt. Ohne diesen Schleimpfropf können dann Mikroorganismen leichter durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutter aufsteigen.

Eine Konisation sollte daher so gewebeschonend wie möglich durchgeführt werden. Außerdem sollte, wenn es bei einer Frau nach einer Konisation zu einer Frühgeburt gekommen ist, in der nächsten Schwangerschaft ein Früher Totaler Muttermund-Verschluss (FTMV) erwogen werden. Ob man generell allen Schwangeren nach Konisation einen FTMV empfehlen sollte, müsste erst noch durch entsprechende Studien überprüft werden. Aber insbesondere, wenn viel Gewebe entfernt wurde und wenn zusätzliche Risikofaktoren (wie z. B. Kinderwunschbehandlung) vorliegen, sollte man ihn großzügig erwägen.

Im Zusammenhang mit dem FTMV könnte dann bei Bedarf (z. B. wenn bei der Konisation ein beträchtlicher Teil des äußeren Muttermundes entfernt wurde) evtl. auch eine sog. Portioplastik vorgenommen werden, wodurch die alten anatomischen Verhältnisse möglichst weitgehend wiederhergestellt werden.

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Geschlechtsverkehr als Frühgeburtsursache?

Frage: Kann ein Geschlechtsverkehr während der Schwangerschaft zur Frühgeburt führen?

Antwort: Unter normalen Bedingungen birgt ein Geschlechtsverkehr in der Schwangerschaft, auch in der Frühschwangerschaft, kein Risiko für eine Fehl- oder Frühgeburt.

Frühere wissenschaftliche Arbeiten haben herausgefunden, dass, wenn eine Fehlgeburt oder Frühgeburt zeitlich nach einem Geschlechtsverkehr stattfand, ursächlich vermutlich eine dadurch herbeigeführte aufsteigende Infektion eine Rolle gespielt haben dürfte. Man hat daher die Empfehlung ausgesprochen, besonders bei Risikogruppen die Anwendung von Kondomen anzuraten.

Bei wiederholten Frühgeburten bzw. späten Fehlgeburten wird häufig präventiv ein Früher Totaler Muttermund-Verschluss durchgeführt. Auch hier steht im Prinzip einem Geschlechtsverkehr nach vollständigem Abheilen der Wundränder nichts im Wege, wenn keine weiteren belastenden Risiken vorliegen.

Bei anderen Risikoschwangerschaften hängt es von der Ursache ab, ob ein Geschlechtsverkehr evtl. ungünstig sein kann oder nicht.

Konsultieren Sie im Zweifelsfall immer Ihren behandelnden Arzt bzw. Ihre behandelnde Ärztin.

 
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Psychische und körperliche Überlastungen als Frühgeburtsursache

Frage: Kann psychische oder körperliche Überlastung zu Frühgeburten führen?

Antwort: Ja. Starke psychische und körperliche Belastungen können das Risiko einer Frühgeburt erhöhen. Wahrscheinlich durch eine Schwächung des Immunsystems, was dann wiederum die Anfälligkeit für vaginale oder andere Infektionen erhöht. Aber auch bei Stress entstehende Hormone können Frühgeburten fördern oder gar auslösen.

Wenn Sie berufstätig sind, ist durch die Mutterschaftsrichtlinien geregelt, welche Arbeiten Ihnen zuzumuten sind. Erkundigen Sie sich in Zweifelsfällen bei Ihrer Krankenkasse. Vermeiden Sie auch privat körperlich stark anstrengende Arbeiten (z. B. tapezieren, Umzugskisten tragen, usw. – lassen Sie sich hierbei lieber helfen!). Solange Sie sich wohl fühlen, gibt es jedoch keinen Grund, sich übermäßig zu schonen.

Seelische Belastungen werden in vielen Fällen nicht so einfach zu vermeiden sein. Lassen Sie sich helfen, durch Familienangehörige, Freunde, in einer Beratungsstelle und natürlich auch durch Ihre Ärztin / Ihren Arzt. Wenn Ihnen „alles zu viel wird“ kann sie/er Sie auch für eine Zeit lang krank schreiben.

Insbesondere wenn ein Paar bereits eine Fehl- oder Frühgeburt durchgemacht hat, ist die nächste Schwangerschaft häufig mit Angst oder zumindest Sorge verbunden. Für viele Paare ist es daher hilfreich wenn sie sich (neben der „rein medizinischen“ Maßnahmen) während der Schwangerschaft psychologisch begleiten lassen. Hilfreich kann auch ein Austausch mit anderen betroffenen Eltern sein. Einige Adressen von Selbsthilfegruppen finden Sie in unserer Linkliste bzw. können bei uns erfragt werden.

Sorgen Sie für sich! Gerade, wenn Sie schon Kinder haben, ist es schwierig, auch einmal „Zeit für sich“ zum Erholen und Entspannen zu finden. Vielleicht können ein Babysitter, Verwandte oder Freunde Ihnen die Kinder für ein paar Stunden abnehmen. Wenn Sie krank sind, besteht sogar die Möglichkeit, von der Krankenkasse eine Familienhelferin bezahlt zu bekommen.

Ein sehr gutes Mittel zum Stressabbau nach einem „nervigen“ Tag ist übrigens maßvolle körperliche Betätigung, also vor allem Spazierengehen oder Schwimmen. Bei allen anderen Sportarten fragen Sie lieber vorher Ihre Ärztin / Ihren Arzt, der Sie kennt und Ihren Gesundheits- und Trainingszustand beurteilen kann.

Fragen zum Frühen Totalen Muttermund-Verschluss (FTMV)

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Was ist ein Früher Totaler Muttermund-Verschluss?

Frage: In meiner letzten Schwangerschaft kam mein Kind trotz Cerclage viel zu früh auf die Welt. Jetzt bin ich wieder schwanger und meine Ärztin hat zu einem Frühen Totalen Muttermund-Verschluss geraten. Was ist der Unterschied zu einer Cerclage?

Antwort: Der Totale Muttermund-Verschluss, vorzugsweise der frühe, kommt für Patientinnen in Betracht, die bereits eine oder mehrere späte Fehlgeburten oder Frühgeburten hatten und bei denen damals

  • Anhaltspunkte für eine aufsteigende Infektion bestanden oder
  • keine andere offenkundige Ursache feststellbar war. (Nicht selten bestand doch eine Infektion, ohne dass Kriterien dafür nachweisbar waren.)

Beim Totalen Muttermund-Verschluss wird der Gebärmuttermund operativ nach Entfernung des oberflächlichen Gewebes durch Zunähen und anschließendes Zuwachsen vollständig verschlossen (im Gegensatz zur weit weniger wirksamen Cerclage, bei der der Muttermund nur verengt wird). Durch den Muttermund-Verschluss wird ein Aufsteigen von Keimen aus der Scheide in die Gebärmutter durch die gesetzte Barriere verhindert (nicht so durch eine Cerclage). Beim „Frühen“ Totalen Muttermund-Verschluss (FTMV) erfolgt der Verschluss mit 12 vollendeten Schwangerschaftswochen (SSW) – ggf. auch etwas später – und noch bevor anatomische Veränderungen am Gebärmutterhals feststellbar sind.

Weitere Informationen

Verzeichnis von Kliniken, die den Verschluss durchführen

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FTMV bereits nach einer Frühgeburt?

Frage: Kann ein FTMV auch schon nach einer Frühgeburt durchgeführt werden?

Antwort: Ja, das ist möglich und zu erwägen. Meist wird ein Früher Totaler Muttermund-Verschluss erst nach zwei oder mehr (infektionsbedingten) Fehl- oder Frühgeburten, die sich zwischen 12 und 32 SSW ereignet haben, durchgeführt. Denn nach erst einer Fehl- bzw. Frühgeburt in diesem Schwangerschaftszeitraum sind die Chancen für die nächste Schwangerschaft immer noch relativ gut (aber mit jeder bereits erfolgten Fehl- oder Frühgeburt steigt das Risiko einer erneuten Fehl- oder Frühgeburt).

Andererseits möchte man aber keiner Frau mit dringendem Kinderwunsch zumuten, dass sie erst zweimal ein Kind zu früh bekommen (oder gar verlieren) muss, bevor bei ihr ein FTMV durchgeführt wird. Wir empfehlen den FTMV durchaus auch bereits nach einer Fehl- oder Frühgeburt, besonders dann, wenn die vorausgegangene Fehl- oder Frühgeburt durch eine nachgewiesene Infektion bedingt war, die werdende Mutter schon älter ist oder wenn zusätzliche Risikofaktoren vorliegen (z. B. eine Fertilisationsbehandlung).

In anderen Fällen ist der FTMV eine sogenannte „Kann-Indikation“, d.h. wir machen die werdende Mutter (und ihren Partner) darauf aufmerksam, dass es diese Möglichkeit gibt und raten ihr, für sich abzuwägen, womit sie sich in der nächsten Schwangerschaft sicherer fühlen würde. Es gibt leider noch keine Studie darüber, ob nach einer Früh- oder Fehlgeburt in der nächsten Schwangerschaft ein regelmäßiges Screening auf Infektionen, insbesondere auch die pH-Selbstmessung durch die Schwangere, ausreichend ist, oder ob ein Muttermund-Verschluss hier zu besseren Ergebnissen führt. Anzunehmen ist es. Möglicherweise könnte hier bei Frauen nach erst einer Fehl- oder Frühgeburt eine solche Kompromisslösung in Betracht kommen, zumal man natürlich das Risiko, das jeder operative Eingriff (z. B. auch durch die Narkose) mit sich bringt, dem vermutlichen Nutzen, den der Eingriff haben wird, gegenüberstellen muss.

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Mehrlingsschwangerschaft und FTMV

Frage: Empfehlen Sie einen Frühen Totalen Muttermund-Verschluss auch bei Schwangerschaften mit Zwillingen?

Antwort: Die klassische Indikation für einen Frühen Totalen Muttermund-Verschluss (FTMV) ist ein oder sind mehrere Spätaborte oder Frühgeburten in der Vorgeschichte.

Inzwischen gibt es eine Untersuchung, bei der der FTMV bei Mehrlingsschwangerschaften (Zwillinge, Drillinge usw., die ja bekanntermaßen ein erhöhtes Frühgeburtsrisiko haben) grundsätzlich eingesetzt wurde, auch wenn die Frauen in der Vorgeschichte nicht durch Spätaborte oder Frühgeburten belastet waren: Dr. Schulze führte in der Frauenklinik Cottbus (Deutschland) seit 1990 bei jeder Mehrlingsschwangerschaft – falls die Patientin seinem Vorschlag zugestimmt hat – einen FTMV vorsorglich durch und hat damit bemerkenswerte Erfolge erzielt. (Genauere Zahlen siehe unsere Informationen für Fachkreise.)

Anhand des vorliegenden Datenmaterials und ohne Bestätigung der Ergebnisse durch weitere Studien ist es vielleicht noch zu früh, einen FTMV generell bei allen Mehrlingsschwangerschaften zu empfehlen. Aber man sollte diese Möglichkeit zumindest ernsthaft in Betracht ziehen – insbesondere wenn bei Mehrlingsschwangerschaften zusätzliche Risikofaktoren bestehen, z. B. nach In-vitro-Fertilisation, oder bei älteren Schwangeren (Frauen am Ende ihrer möglichen Empfängniszeit).

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Zervixinsuffizienz und FTMV

Frage: Bei mir wurde in der letzten Schwangerschaft eine Zervixinsuffizienz diagnostiziert. Kann hierbei ein FTMV auch helfen?

Antwort: Nach vielen Fehl- oder Frühgeburten wird manchmal von einer sogenannten „Zervixinsuffizienz“, also von einem nicht ausreichend funktionierenden Verschluss des Muttermundes gesprochen. Das ist eigentlich irreführend: Ebenso wie Fieber das Symptom und nicht die Ursache einer Erkältung ist, ist auch die sog. „Zervixinsuffizienz“ in der Regel keine Ursache, sondern ein Symptom – meist Symptom einer Infektion. So konnte z. B. in verschiedenen Studien bei Schwangeren, die das klinische Bild einer „Zervixinsuffizienz“ aufwiesen, in bis zu 51 % der Fälle Mikroben (z. B. Bakterien) im Fruchtwasser nachgewiesen werden. Wahrscheinlich ist der Anteil von Infektionen als Ursache der sog. „Zervixinsuffizienz“ noch erheblich höher, da diese Studien mit normalen (routinemäßig verwendeten) mikrobiologischen Methoden durchgeführt wurden. Werden für wissenschaftliche Zwecke Spezialuntersuchungen durchgeführt, lassen sich noch öfter Infektionen nachweisen.

In einigen seltenen Fällen kommt es zwar vor, dass die Verschlussfunktion der Zervix (des Gebärmutterhalses) tatsächlich „insuffizient“ (ungenügend) ist, z. B. wenn es bei vorangegangenen Geburten zu großen Einrissen am Gebärmutterhals gekommen ist, nach Konisation (insbesondere wenn viel Gewebe entfernt wurde) oder wenn eine seltene Bindegewebserkrankung (z. B. das Marfan-Syndrom) vorliegt. Diese Ursachen wären den Schwangeren aber wahrscheinlich schon vor der Schwangerschaft bekannt gewesen.
Wenn sich keine andere Ursache feststellen lässt, dann ist die wahrscheinlichste Ursache doch eine Infektion. Dabei ist zu beachten, dass es sich nicht unbedingt um eine vaginale Infektionen handeln muss. In Frage kommt z. B. auch eine symptomlose Harnwegsinfektion (u. a. deshalb wird Urin in der Schwangerschaft regelmäßig untersucht) oder Infektionen an ganz anderen Stellen im Körper, z. B. eine Zahnfleischentzündung – oder eben eine vaginale Infektion oder Infektion der Fruchthöhle, die sich mit den normalen mikrobiologischen Methoden nicht nachweisen ließ (s.o.).

Wenn sich also definitiv keine andere Ursache feststellen ließ, dann ist ein FTMV durchaus zu erwägen. Weitere Informationen siehe:

Früher Totaler Muttermund-Verschluss (FTMV)

FTMV bereits nach einer Frühgeburt?

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Wiederholter Muttermund-Verschluss?

Frage: Stimmt es, dass wenn man einmal einen Totalen Muttermund-Verschluss hatte, man bei der nächsten Schwangerschaft wieder einen braucht?

Antwort: Im Allgemeinen würden wir wieder zu einem Frühen Totalen Muttermund-Verschluss (FTMV) raten. Es ist aber nicht wie beim Kaiserschnitt, wo durch diesen Eingriff selbst das Risiko bei der Geburt in der nächsten Schwangerschaft erhöht ist und deswegen häufig wieder ein Kaiserschnitt durchgeführt wird. Zwar zählen Eingriffe am Muttermund (also möglicherweise auch ein FTMV) zu der Liste von Risikofaktoren für eine Frühgeburt. Entscheidend ist aber eher, dass das erhöhte Risiko der vorangehende(n) Frühgeburt(en) oft weiterhin besteht, weshalb nach einer erfolgreichen Schwangerschaft mit FTMV in der nächsten Schwangerschaft zumeist wieder ein FTMV ratsam erscheint.

Inzwischen gibt es mehrere Frauen, die zwei oder sogar drei Schwangerschaften mit FTMV ausgetragen haben – ohne wesentliche Probleme.

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Auslösung von Wehen?

Frage: Der FTMV ist ja immerhin eine Operation am Muttermund. Können dadurch nicht Wehen ausgelöst werden?

Antwort: Da ein FTMV spätestens mit 16 SSW durchgeführt witrd, ist nicht zu erwarten dass dabei Wehen ausgelöst werden. Uns ist auch kein solcher Fall bekannt.

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Verletzung der Fruchtblase?

Frage: Kann beim Anlegen eines FTMV die Fruchtblase verletzt werden?

Antwort: Die Fruchtblase befindet sich normalerweise innerhalb der Gebärmutter, und nicht im Bereich des Gebärmutterhalses oder -mundes. Die Fruchtblase kann dann durch den FTMV nicht verletzt werden.

In Ausnahmefällen kann die Fruchtblase allerdings in den Gebärmutterhals vorgefallen sein. Das sieht der Arzt aber während der Operation. Er wird zunächst versuchen, die Fruchtblase wieder in die Gebärmutter zurück zu verlagern. In Fällen, in denen dies nicht gelingen sollte, käme in Betracht auf den FTMV zu verzichten. Das ist allerdings sehr selten der Fall. So oder so wird bei sorgfältigem Vorgehen die Fruchtblase nicht verletzt.

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Geschlechtsverkehr nach FTMV?

Frage: Kann ich nach einem FTMV bedenkenlos Geschlechtsverkehr haben?

Antwort: Grundsätzlich ist nach guter Abheilung der Operationswunde des FTMV (bitte durch die behandelnde Ärztin bzw. den behandelnden Arzt kontrollieren lassen) und wenn keine weiteren Auffälligkeiten bestehen, gegen einen späteren Geschlechtsverkehr während der Schwangerschaft nichts einzuwenden.

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Ist nach FTMV ein Blasensprung feststellbar?

Frage: Ich habe mein erstes Kind durch einen Blasensprung mit 20+5 SSW verloren. Nun steht die Überlegung im Raum, ob bei meiner nächsten Schwangerschaft ein FTMV durchgeführt werden soll. Aber was passiert, wenn ich trotz des FTMV wieder einen Blasensprung bekomme? Und merke ich das überhaupt?

Antwort: Bei vollständig verschlossenem Muttermund haben Sie einen frühen vorzeitigen Blasensprung kaum zu befürchten, da dieser in den meisten Fällen durch aufsteigende Scheideninfektionen verursacht wird.

Falls es doch dazu kommen sollte, könnte es sein dass Sie den Blasensprung nicht bemerken, denn das Fruchtwasser würde ja nicht mehr aus der Scheide abfließen. Wenn Sie Beschwerden verspüren (Kontraktionen oder Schmerzen), sollten Sie sich auf jeden Fall ärztlich z.B. per Ultraschall untersuchen lassen.
Nach unseren bisherigen Erfahrungen haben wir keine konkreten Hinweise darauf, dass ein Blasensprung bei bestehendem FTMV ein erhöhtes Risiko in sich bergen würde.

Tatsächlich hatten ja oft Frauen, die einen frühen vorzeitigen Blasensprung erlitten hatten, in einer späteren Schwangerschaft einen FTMV, wodurch die Schwangerschaft dann gut verlief, siehe auch die sehr ermutigenden Erfahrungsberichte von betroffenen Familien.

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Ist nach FTMV eine Blutung feststellbar?

Siehe Placenta praevia und FTMV, Abschnitt „Blutungen“.

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Placenta praevia und FTMV?

Frage: Nach zwei Frühgeburten sollte bei mir mit 14 Wochen ein FTMV durchgeführt werden, aber jetzt haben die Ärzte eine Placenta praevia festgestellt und wollen lieber noch abwarten. Kann denn trotzdem ein FTMV durchgeführt werden – und was ist, wenn es zu Blutungen kommen sollte?

Antwort: Bei einer Placenta praevia hat sich der Mutterkuchen (Placenta) am unteren Pol der Gebärmutter, in der Nähe des Gebärmutterhalses eingenistet und überdeckt den Geburtskanal ganz oder teilweise. Bei einer „totalen“ Placenta praevia ist der Geburtskanal vollständig verschlossen (d.h. das Kind kann nicht vaginal geboren werden), bei einer Placenta praevia marginalis (marginalis = am Rand) kann es im Laufe der Schwangerschaft oder während der Geburt zu teilweise erheblichen Blutungen kommen.

Eigentlich wird von einer „Placenta praevia“ erst nach 24 abgeschlossenen Schwangerschaftswochen gesprochen, da sich der Mutterkuchen durch das Wachstum der Gebärmutter häufig noch vom Gebärmutterhals entfernt.

Ein Früher Totaler Muttermund-Verschluss (FTMV) kann durchaus auch bei einer Placenta praevia marginalis durchgeführt werden, und man sollte keineswegs warten, bis sie sich verlagert hat. Allerdings sollte der Verschluss möglichst in einer Klinik mit reichlich Erfahrung mit dem FTMV durchgeführt werden. Adressen hierzu können bei uns erfragt werden. Erfahrungen zum FTMV bei Placenta praevia totalis liegen bislang noch nicht vor.

Blutungen
Sehr wichtig ist außerdem, dass in Ihrer Nähe ein Arzt / eine Ärztin ist, der/die ausreichende Erfahrung mit Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft hat (bitte klären Sie das vor dem Eingriff ab). Denn sollte es bei einer Placenta praevia zu stärkeren Blutungen kommen, kann dies unter Umständen zu einem lebensbedrohlichen Blutverlust führen. Da es durch den Verschluss nicht nach außen bluten kann, kann die Blutung zunächst nicht erkannt werden. Aber stärkere Blutungen würden zu Beschwerden (meist Kontraktionen) führen und das Hämatom (die Blutansammlung zwischen Mutterkuchen und Gebärmutterwand) kann dann von einer im Ultraschall erfahrenen Ärztin/Arzt erkannt werden. Wir betonen „erfahren“, da das Hämatom wegen der Echodichte nicht immer leicht vom umgebenden Gewebe zu unterscheiden ist.

Wir möchten auch noch auf Folgendes hinweisen: Wenn es bei einer Placenta praevia zu einer Blutung kommt, dann geschieht das unabhängig davon, ob ein FTMV durchgeführt wurde oder nicht (außer während und kurz nach der Operation). Bei einem FTMV liegt die Gefahr hauptsächlich darin, dass man die Blutung nicht so leicht feststellen kann wie ohne Verschluss, wo es deutlich sichtbar nach außen bluten würde. Es empfiehlt sich daher, dass Sie Ihren Mutterpass immer bei sich tragen. Am besten sollte nicht nur im Mutterpass, sondern auch in einem Begleitschreiben vermerkt werden, dass bei Ihnen bei einer Placenta praevia ein Muttermund-Verschluss durchgeführt wurde. Vielleicht machen Sie auch Ihre Familienmitglieder und Freunde darauf aufmerksam. Bei stärkeren Beschwerden sollten Sie unverzüglich das Krankenhaus aufsuchen und auf dieses Begleitschreiben hinweisen. Glücklicherweise sind derart bedrohliche Blutungen nicht häufig.
Geringfügige Blutungen dagegen, wie sie bei Placenta praevia häufiger vorkommen, stellen kein größeres Problem dar: Sie werden meist vom Körper resorbiert wie ein „blauer Fleck“.

Allgemeine Fragen

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Placentalokalisation

Frage: Ich hatte in meiner letzten Schwangerschaft eine Placenta praevia. Ist deshalb in meiner nächsten Schwangerschaft das Risiko erhöht, dass ich wieder eine Placenta praevia haben werde?

Antwort: Soweit man heute weiß: nein.

Die Placenta befindet sich am häufigsten an der vorderen Gebärmutterwand, am zweithäufigsten an der hinteren Gebärmutterwand, einige andere Lokalisationen sind möglich. Eine Placenta praevia tritt am seltensten auf.

Gemäß einer neueren großen Studie gelten diese Wahrscheinlichkeiten für jede Schwangerschaft unabhängig davon, wo die Placenta in vorangegangenen Schwangerschaften gesessen hatte. Auch eine vorausgegangene Kürettage oder ein Kaiserschnitt haben darauf keinen Einfluss.

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Pause bis zur nächsten Schwangerschaft

Frage: Für meine nächste Schwangerschaft wurde mir ein FTMV empfohlen, weil ich schon zwei Frühgeburten hatte. Wie lange sollte ich warten, bis ich wieder schwanger werden kann?

Antwort: Nach einer Fehl- bzw. Frühgeburt ist es wichtig, dass sich Körper und auch Seele der Frau erholen, bevor sie wieder schwanger wird. Für diese Regenerationsphase sollte man im Durchschnitt ca. 3–6 Monate veranschlagen. Bei der Entscheidung, wie lange mit der nächsten Schwangerschaft gewartet werden soll, sollte natürlich auch das Alter bedacht werden: Bei jüngeren Frauen kann etwas länger zugewartet werden, während Frauen, die auf das Ende des Reproduktionsalters zugehen, eher nur 3 Monate warten sollten. Genaueres sollte aber mit der/dem behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt abgesprochen werden.

Ob dabei für die nächste Schwangerschaft ein Früher Totaler Muttermund-Verschluss (FTMV) geplant ist, spielt für diese Erholungszeit keine Rolle.

 
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